Meine Güte, ging es mir schlecht, als ich im April dieses Jahres völlig schlapp im Tierheim in meiner Hütte lag. Ich war erst kurz vorher ins Tierheim gekommen, und bin dann gleich richtig schlimm krank geworden. Ganz ehrlich, ich hatte das Gefühl, dass ich es nicht mehr lebend aus meiner Hütte schaffen würde.
Zu meiner großen Verwunderung streckte plötzlich eine deutsche Frau ihren Kopf in meine Hütte. Heute weiß ich, dass es Elke Grafmüller war, die Vorsitzende vom Freundeskreis. Aber damals habe ich mich einfach nur gewundert, was die Frau wohl will, und warum sie schlagartig so besorgt aussah. Sie hat auch nicht lange gefackelt, sondern hat mich sofort nach vorne zu Dr. Claudius Tierarztpraxis geschleppt und hat dort versucht mich zu füttern. Aber ich konnte überhaupt nichts zu mir nehmen und konnte mich kaum auf den Beinen halten. Daraufhin hat sie noch besorgter ausgesehen, so dass ich vermuten musste, dass es wirklich nicht gut um mich stand.
Ich konnte nur hören, dass sie zuerst eine Vergiftung/Verätzung der Speiseröhre vermuteten, weil ich wunde Stellen auf der Schleimhaut hatte. Auch die schlimme Krankheit Parvovirose stand als Verdacht im Raum, da mein Popo mit Durchfall verklebt war. Hunde, die gerade erst von der Straße kommen, können jede Art von schlimmen Erkrankungen haben. Sie wussten halt einfach nicht, was mit mir los war. Und als wären diese beiden Diagnosen nicht schon schlimm genug, konnte es ihrer Ansicht nach auch noch eine Babesiose sein, also eine Erkrankung durch Zecken, weil sie fanden, dass ich blasse Schleimhäute hätte. Da sie es einfach nicht wussten, haben sie sicherheitshalber gegen alles behandelt, und Dr. Claudiu hat mir Berge von Medikamenten gegeben. Irgendetwas davon muss anscheinend geholfen haben, denn am nächsten Tag lebte ich immer noch.
Und an diesem Tag waren es schon zwei deutsche Frauen, die ihre Köpfe in meinen Krankenkäfig steckten und besorgt aussahen. Die andere deutsche Frau war Christine Kraft, 2. Vorsitzende vom Freundeskreis und Tierärztin, die inzwischen in Rumänien angekommen war. Tagelang haben die beiden um mein Leben gekämpft, haben mich versorgt und gepäppelt, Infusionen gewechselt und mir Medikamente gegeben. Jeden Morgen schauten sie ganz vorsichtig in meinen Krankenkäfig, weil sie immer Angst hatten, ich könnte nicht mehr da sein, so schlecht war ich dran und so geschwächt war ich. Fressen mochte ich auch immer noch nicht. Und noch immer wussten sie nicht, was ich habe, es war nur klar, dass ich nicht mit Parvovirose infiziert war. Dank der „Rund-um“-Therapie ging es mir zwar ein klitzekleines bisschen besser, ich war aber noch lange nicht „über den Berg“.
Die zwei deutschen Frauen schleppten mich auch jeden Tag fernab von den anderen Hunden auf die Wiese, damit ich mir etwas die Beine vertreten konnte und sie sehen konnten, ob ich Urin und Kot absetze und ob es dabei Auffälligkeiten gibt. Am 5. Tag ist dann etwas sehr merkwürdiges passiert, was ich euch unbedingt erzählen muss. Ich habe an diesem Tag nämlich mein erstes Hundehäufchen gemacht … und die zwei Frauen haben sich gefreut wie verrückt! Stellt euch das mal vor! Es hat sich noch nie jemand gefreut, nur weil ich ein Hundehäufchen gemacht habe! Bisher kannte ich nur, dass manchmal ein Stein geflogen kam, wenn ich das Häufchen an eine falsche Stelle gemacht habe. Aber gefreut, nein, das ist mir noch nie passiert. Das war auch der Moment, an dem ich beschlossen habe, dass ich die beiden Frauen echt sehr lustig finde. An diesem Tag habe ich auch das erste Mal selbständig ein wenig gefressen und die beiden lustigen Frauen haben sich darüber noch mehr gefreut.
Aber unsere Idylle zu dritt hat leider nicht mehr lange gedauert, denn kurz danach kam Elke zu mir und erzählte mir, dass sie zurück nach Deutschland muss. Schluss mit lustig, habe ich mir gedacht! Aber dann hat mir Elke erklärt, dass sie ihr Herz an mich verloren hat und total verliebt in mich wäre. Sie hat mich SCHATZ genannt! Wenn ich durchhalten und wieder ganz gesund werden würde, dürfte ich ein „Grafmüller“ werden. Damit das auch klappt, hat sie mir den lustigen Namen FRANZL gegeben, hat mich noch einmal gedrückt … und weg war sie.
In den Tagen danach hatte ich echt viel Stoff zum Nachdenken. Ob die lustige Frau wohl noch einmal zurückkäme? Und was das wohl ist, was ich werden soll, ein „Grafmüller“? Ich wusste es nicht, aber wenn sie es vorgeschlagen hat, wollte ich es gefälligst auch werden! Jedenfalls habe ich mich ab da noch mehr angestrengt, bin schließlich wieder ganz gesund geworden, habe alle meine Impfungen hinter mich gebracht und saß schon Ende Mai im Reisebus.
Franzl wird ein „Grafmüller“
Ihr könnt euch meine Überraschung vorstellen, als ich in Deutschland ankam und die lustige Frau mich vom Reisebus abholte und mit zu sich nach Hause nahm. Ich war „hin und weg“ und war vom ersten Tag an zuhause. Ich kam an, schaute mich um und nahm meinen Platz ein, als wäre ich nie woanders gewesen. Zuerst wollte mich die lustige Frau vor dem Rest ihres Rudels in einem extra Zimmer „in Sicherheit bringen“, wenn sie das Haus verlassen musste. ABER NICHT MIT MIR ‼ Ich habe ihr SEHR deutlich gezeigt, dass ich überall dabei sein will und ich null Probleme mit dem Rest des Rudels hatte. Ich habe so lange gejault und an der Tür gekratzt, bis sie mich rausgelassen hat. Ich hätte ohne zu zögern die komplette Tür zu Streichhölzern geschreddert, da kenne ich nichts! Wie sollte ich denn ein „Grafmüller“ werden, wenn ich alleine in einem Zimmer eingesperrt war? Als das zwischen uns geklärt war, habe ich mit einer Selbstverständlichkeit sofort meinen Platz im Rudel eingenommen, und die anderen Hunde haben mich von Anfang an kein bisschen in Frage gestellt. Das wäre ja auch noch schöner gewesen!
Inzwischen habe ich mich sehr gut an den täglichen Ablauf in meinem Zuhause gewöhnt, lasse auch Besucher problemlos in den Hof, gehe sehr gerne ausgedehnt und ziemlich lebhaft Gassi im Diersburger Wald und tobe für mein Leben gerne durch unseren Hof, die Hühnerwiese und den Esel-Auslauf . Und ich liebe Elke und auch Elkes Papa. Er ist übrigens auch ein „Grafmüller“.
Was in meinen Augen überhaupt nicht geht, das ist die Müllabfuhr. Da werde ich schon mal zur „Katze“, hüpfe auf das Fensterbrett und belle wild durchs Fenster.
Elke meint, dass ich ein sehr selbstbewusster Hund bin, extrem sportlich, durchtrainiert und fast schon dreist, ein richtiger Draufgänger. Ich wäre aber auch seeeehr liebesbedürftig und verschmust. Am liebsten futtere ich Dosenfutter, aber auch jede Art von Trockenfutter verschmähe ich nicht. Beim Trainingsprogramm bin ich super genial abrufbar, wenn sie Hundeleckerlis in der Bauchtasche hat. Also, ich komme auch ohne Leckerlis zurück, aber mit Leckerlis bin ich ein richtiger Vorzeigehund.
Meine lustige Elke amüsiert sich immer besonders, wenn ich spiele, denn dabei knurre ich sehr laut und belle und knurre, so dass man richtig Angst bekommen könnte, wenn man mich nicht kennt: Sie lässt euch ausrichten: „Franzl ist trotz seiner wilden und ungestümen Art ein herzensguter, lustiger Kerl und nicht mehr von unserem Rudel wegzudenken. Wir sind überglücklich ihn zu haben.“
Kein Wunder, ich bin halt ein echter „Grafmüller“‼