Chipmunk - warum bringt ihr denn so einen Hund nach Deutschland?


In Rumänien bekam er wegen seiner wunderschönen Fellmusterung den Namen Chipmunk, was übersetzt Streifenhörnchen bedeutet. Chipmunk war etwa 3 Jahre alt, als er im Sommer 2021 zu Dr. Claudiu ins Tierheim kam. Und er war sehr, sehr unsicher, ängstlich und traute sich in Anwesenheit der anderen Hunde kaum ans Fressen. Zusätzlich litt er an Babesiose, einer durch Zecken verursachten Krankheit.

 

Glücklicherweise wurde dies rechtzeitig erkannt und er wurde erfolgreich behandelt. Aufgrund seiner Ängstlichkeit ging er aber im Tierheim völlig unter, so dass wir ihn schließlich zu seinem eigenen Schutz in einem der Innenzwinger unterbrachten. Die Innenzwinger sind aber keine Dauerlösung … ohne Kontakt zu anderen Hunden und kaum Tageslicht. So konnte es nicht bleiben. Chipmunk brauchte dringend eine erfahrene Pflegestelle mit viel Geduld und wenig Umtrieb, damit er sich entspannen konnte und sich hoffentlich langsam an ein normales Leben gewöhnen würde.

 

Chipmunks langer Weg zum Glück

 

Im März dieses Jahres war es dann so weit, unsere liebe Alex, eine ganz tolle, erfahrene Pflegestelle, erklärte sich bereit, Chipmunk aufzunehmen und ihn mit viel Zeit, Liebe und Geduld auf sein neues Leben vorzubereiten. Lest selbst, was sie in ihrer Zeit mit ihm erlebt hat:

 

„Als Chippy bei uns ankam, war mir nicht wirklich bewusst, auf was ich mich eingelassen hatte. Was da in mein Auto gesetzt wurde, war ein Hund der buchstäblich in sich gefangen war. Er zeigte nicht die geringste Reaktion. Zu Hause angekommen, legte er sich direkt hinter der Hintertür an die Eingangstreppe und blieb liegen. Ich habe ihn dann von Samstag bis Montag von einer Decke zur anderen getragen, weil er sich weigerte zu laufen. Essen, Trinken oder nach draußen gehen, Fehlanzeige. Er zeigt nach wie vor keine Reaktion, reagierte auch nicht auf meine beiden Hundemädels. Dienstags habe ich dann angefangen, ihn mit einer Spritze zu füttern und Wasser zu geben. Ab diesem Zeitpunkt ging es langsam aufwärts.

 

Zuerst sind wir kleine Gassirunden gegangen. Er hat gelernt die Treppe zu steigen, mit uns schlafen zu gehen und morgens mit uns aufzustehen. Fressen ging immer besser, obwohl ich ihm den Napf noch sehr lange halten musste, damit er gegessen hat. Zu groß war immer noch seine Angst, meine Mädels würden ihm das Futter streitig machen.

Mit unserer jungen Hündin hat er dann langsam die Welt erkundet. Ich habe ihn dann nach sechs Wochen samstags zum ersten Mal mit in die Welpenstunde unseres Hundevereins genommen, die ich leite. Dort hat er gelernt, wie viel Freude ein Leben bei uns machen kann. Er war zwar immer noch sehr vorsichtig, aber wenn er eine Situation analysieren konnte, hat er sich schnell entspannt. Selbst Kinderfest und Ferienspaß hat er dann super gemeistert. Auch das Familienleben hat er in immer größeren Schritten gemeistert. Nach drei Monaten hat er begonnen, vor Freude zu bellen, wenn ich mit seinem Fressnapf ins Wohnzimmer kam. Auch die abendlichen Streicheleinheiten mit der Bürste hat er mit der Zeit genossen. Langsam kam unter einem völlig verfilzten Fell ein hübscher ansehnlicher Hund zum Vorschein. Rudelspaziergänge mit Hunden aus dem Verein gehörten bald zum Sonntagsritual, bei dem er mit großem Eifer und Spaß dabei war. Wenn er auch für seine Verhältnisse sehr große Fortschritte gemacht hat, so war er doch kein Hund wie jeder andere.

 

Im Haus verbrachte er die meiste Zeit auf seiner Decke und hat es genossen, sich endlich keine Sorgen vor anderen Hunden machen zu müssen. Ganz langsam hat er seine Vergangenheit in Rumänien verarbeitet und hinter sich gelassen.

 

Und nach fünf Monaten war er soweit, dass wir auf die Suche nach einem eigenen Zuhause für ihn gehen konnten, das er dann schließlich bei seinem jetzigen Frauchen Ruth gefunden hat. Sie beide passen so gut zusammen, und Chippy kommt jetzt endlich wirklich zur Ruhe.“

 

Seit Anfang Oktober wohnt Chipmunk in seinem neuen Zuhause. Das erste Kennenlernen zwischen ihm und seinem neuen Frauchen war von beiden Seiten noch ein wenig zurückhaltend. Sein Frauchen hatte bis dahin keine Erfahrung mit schüchternen Hunden aus dem Tierschutz, und Chipmunk musste sich erst wieder an eine ganz neue Situation gewöhnen. In seinem neuen Zuhause verschwand Chipmunk erst einmal wieder in sein Körbchen und verließ es nur, wenn er angeleint und zur Gassirunde aufgefordert wurde. In seinem Tempo lernte er eine ihm fremde Umgebung kennen und lernte sogar Aufzugfahren. Sein Frauchen bemerkte genau, dass er sich trotz seiner Unsicherheit

bemühte, alles richtig zu machen.

 

Ab der 3. Woche begann er, jeden Winkel der Wohnung zu erkunden und lief freudig voraus an die Eingangstür, wenn die Gassirunde nahte. Ab der 4. Woche hatte er sich eingelebt, auch die Umgebung bereitete ihm keine Schwierigkeiten mehr. Sogar erste Kommandos erledigte er mit Bravour. Seit der 5. Woche unternimmt er alles zusammen mit seinem Frauchen, sogar eine Wanderung im Hartwald. Und schmusen möchte er mittlerweile auch. Sein Frauchen Ruth sagt: „Dieser Hund ist etwas ganz besonderes. Ich habe ihm auch einen neuen Namen gegeben, der besonders gut zu seinem Wesen und Verhalten passt. Er heißt jetzt CHINO, der das Glück sucht. Mein Ziel ist es, aus ihm mit viel Liebe und Zuneigung einen glücklichen Hund zu machen.“

 

Immer einmal wieder werden wir gefragt, warum wir denn einen solchen schwierigen Hund nach Deutschland bringen müssen? Auf diese Frage hat unsere Pflegestelle Alex eine wunderbare Antwort, die uns aus dem Herzen spricht: „Chippy war eine Herausforderung mit vielen Fortschritten aber auch manch einem Rückschlag. Aber wenn man nach Monaten sieht, wie sich ein Hund verändert und wie die bis dahin völlig stumpfen Augen beginnen zu leuchten, dann weiß man, dass sich die Zeit gelohnt hat, die man investiert hat. Ich würde es immer wieder tun. Ein zitterndes, panisches Häufchen Elend entwickelt sich zu einem Hund, der gerne Aufzug fährt und in einem Hochhaus im 13. Stock glücklich geworden ist … und das alles in nicht einmal einem halben Jahr. Daran kann man erkennen dass in jedem Hund ein Potential schlummert, das nur geweckt werden will! Ich bin für die Erfahrung mit Chippy wirklich sehr dankbar und konnte noch viel von ihm über Hunde lernen.“